Lost in Translation

 

Ich liebe dich. Verstehst du das?

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Ti amo. Kocham cię. Ya lyublyu tebya. Jag älskar dig. Seni seviyorum! Je t'aime. I love you. Ich liebe dich.

Spätestens seit dem Turmbau zu Babel befinden wir uns im Sprachwirrness auf dieser wunderschönen Welt. Doch: Hah! Hat sich der moderne Mensch gedacht und sich so bis heute allerhand toller Tools und Gadgets ausgedacht, um die Sprachbarrieren der Länder und Kulturen zumindest verbal auszugleichen. So begannen wir fremde Sprachen zu lernen, Wörterbücher zu studieren, Apps zu installieren und uns (latest shit!) einen kleinen Translator ins Ohr zu stecken, der uns in realtime mit dem foreign Gegenüber sprachlich connected.

Ja, heute geht es um Sprache. Und um so viel mehr. Denn ich möchte heute über die Sprache der Liebe sprechen.

Bedeutet es dir etwas, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe? Oder verstehst du mich, wenn ich dir zärtlich über den Rücken streichle? Oder empfindest du meine Liebe am stärksten, wenn ich dir ein Schmuckstück schenke? Oder dann erst, wenn ich deine Hausaufgaben mache? Oder möchtest du einfach, dass ich mir einen Tag für dich frei nehme? Ich liebe dich. Auf all diesen Wegen.

Aber offensichtlich verstehen wir das nicht immer. Denn Sprachen sind verschieden. Auch in der Liebe.

Vor gut zwanzig Jahren gebar Gary Chapman die Systematisierung der – huch Achtung – 5 Sprachen der Liebe. Überschaubar eigentlich im Vergleich zur Vielfalt der Welt, nicht wahr? 

Laut seiner Theorie sprechen wir alle mehr und minder jede dieser fünf Sprachen, sind jedoch in lediglich zweien davon Muttersprachler. Logisch daraus ergibt sich, dass wir uns am besten mit jenen verstehen aka lieben, die auch unsere Sprachen sprechen. Habe ich dein Interesse geweckt? Let's go, darling!

1.   Worte der Anerkennung

Sprichst du selbst viele Worte der Liebe gegenüber anderen aus? Sagst ihnen, wie schön sie sind; wie bereichernd ihr Lachen ist; wie tiefgreifend ihre Arbeit; oder einfach wie umwerfend sie heute aussehen? Vielleicht ist es dir also gleichwohl besonders wichtig, von anderen gesehen; ja gelobt zu werden. Zu hören, wie sehr du geliebt und gewertschätzt wirst. So then this is your language of love, sweetheart.

2.   Quality Time

Well, das muss ich nicht übersetzen, schätz ich. Nimmst du dir gerne und viel Zeit für dein Gegenüber? Legst bereitwillig das Handy zur Seite und bist voll und ganz beim Anderen? Wünschst du dir gleichermaßen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Anderen und liebst es einfach gemeinsam Zeit zu verbringen? So then this is your language of love, my dear.

3.   Geschenke

Manifestieren sich deine Gefühle in kreativen Geschenkideen, bringst deinen Liebsten immer was Feines von Unterwegs mit und empfindest so viel Freude beim Geben einer Kleinigkeit? Ist es dir auch wichtig, dass dir der andere etwas in die Hände gibt; dich mit etwas überrascht; etwas ganz persönliches bei dem er an dich denken musste? So then this your language of love, precious.

4.   Dienst oder „einen Gefallen tun“

Mit soviel Bohei kannst du nix anfangen, und zeigst deine Zuneigung am allerliebsten, indem du das Fahrrad des Geliebten aufpumpst; den Abwasch machst oder sonstige vermeintlich ungeliebte Aufgaben? Weißt du es auf gleicher Weise sehr zu schätzen, wenn dir der Andere To-Do's von der Liste abnimmt und dich einfach in deinem alltäglichen Leben unterstützt? So then this is your language of love, gorgeous.

5.   Berührung

Uhhhh. Es bereitet dir die größte Genugtuung den Anderen anzufassen; ihm eine Massage zu geben oder ihm zärtlich durch die Haare zu streichen? Auch du möchtest am liebsten in den Arm genommen werden und genießt es die Hand des Anderen zu halten; ja auch mehr als nur das? So then this is your language of love, sugar.

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Soooooooo. That's it. Jetzt gedankliche Pause und erst noch mal ein und ausatmen. Wirken lassen. Räsonieren und lokalisieren. Wo bin ich? Wer bin ich? Und was spreche ich?

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Seitdem ich diesen Wissensschatz vor einigen Wochen mit nach Hause brachte, verstehen Volker und ich uns noch besser. Denn er spricht vornehmlich in Diensten und ich in Anerkennung (— unsere wiederum andererseitigen lediglich A Level Sprachen). Common Ground finden wir in Berührung und Quality Time.

Ich habe jetzt verstanden, warum der ein oder andere meine Liebe nie annehmen — weil nicht verstehen — konnte. Und umgekehrt. Und unweigerlich drängt sich die Frage auf, ob man denn nun am besten alle Sprachen lernen solle, um the greatest Omnilover zu werden — Suprapoly sozusagen?

Volker und ich erforschen seither ein wenig die Vokabeln des Anderen. Zum Advent schenkte ich ihm einen Kalender mit „24 Acts of Service“. Er schrieb mir zu Weihnachten ein Gedicht. Es bedeutet uns jetzt sogar noch mehr, zu sehen dass wir einander lernen möchten. Und doch immer wir bleiben werden. Ich lerne also ihn zu verstehen, ohne ihn unbedingt auch sprechen zu müssen.

Ich glaube der Idealfall für uns alle ist, wenn beständig Kodierungsprozesse laufen. „Ah, er hat mir ein Butterbrot geschmiert. Ich mag zwar lieber Humus – aber es bedeutet, dass er mich liebt. Ich möchte ihm auch etwas Gutes tun, und werde ihm sagen, wie sehr ich ihn schätze.“ Auf dass er das dann auch dechiffrieren möge.

Wenn wir völlig aneinander vorbei reden, einander nicht mehr verstehen, dann umarmen wir uns. Küssen uns. Lassen alles stehen und liegen und gehen eine Runde gemeinsam spazieren. Und lieben uns erst mal wieder in Gemeinsamkeit, um auf sichererem Boden wieder Unterschiedlichkeiten auszutauschen. Und so weiter. Es geht um bewussten Umgang. Denn es ist wunderbar, wenn wir uns alle miteinander verständigen können (siehe Englisch). Aber es ist auch wunderschön verschiedenen Sprachmelodien zu lauschen und Hintergründe zu ergründen. Nicht wahr?

Mi amas vin. Ich liebe dich. Auf Esperanto. Weil überall.

 

Ps.: Es geht hier nicht nur um die romantische Liebe. Es meint vielmehr unseren allgemeinen Umgang mit Menschen, denen wir unsere Fürsorge und unseren Zuspruch zeigen möchten. And shouldnt that be everyone?